Floskeln und Smalltalk in den USA!

Floskeln und Smalltalk in den USA – nicht zu ernst nehmen
Bei unserem ersten Besuch in Kalifornien haben wir sehr schnell gemerkt, dass Floskeln und Smalltalk in den USA zum Alltag gehören wie der Kaffee am Morgen. Egal ob beim Burgerholen, in der Warteschlange oder sogar vor der Toilette, überall wird geplaudert, gelächelt, gefragt. Anfangs war das für uns ganz schön ungewohnt, denn in Deutschland ist man oft etwas zurückhaltender. Doch in den USA gehört es einfach zum guten Ton, sich mit ein paar freundlichen Worten auszutauschen, auch wenn man sich gar nicht kennt.
Hinweis: Dieser Beitrag wurde kürzlich umfassend überarbeitet und um viele persönliche Erlebnisse rund um Floskeln und Smalltalk in den USA ergänzt.
Anfangs war das für uns ganz schön ungewohnt. Man wird angesprochen, ganz selbstverständlich, oft mit einem Lächeln und dieser charmanten Art, die zunächst herzlich wirkt, aber meist doch eher oberflächlich bleibt. „Where are you from?“ das ist eine der ersten Fragen, die uns begegnet sind. Und wenn wir dann erzählen, dass wir aus Deutschland kommen, hören wir fast immer ein begeistertes „Germany? Oh, that’s nice!“. Noch erstaunlicher, gefühlt jeder Amerikaner hat irgendeinen entfernten Verwandten in Deutschland. Das Gespräch geht dann meist mit einem freundlichen „How do you like California?“ oder „Are you having a good trip?“ weiter. Und was antwortet man? Ganz einfach: „Great!“, oder besser noch „Fantastic“, „Love it“ oder, ganz amerikanisch „Awesome!“. Dieses Wort ist wirklich allgegenwärtig, denn irgendwie ist in den USA einfach alles „awesome“.
Am Ende eines solchen Gesprächs verabschiedet man sich mit einem „Nice to meet you“ – ganz gleich, ob man sich je wieder sieht. Diese kleinen Gespräche dauern oft nur eine Minute, aber sie gehören hier einfach zum Alltag dazu. Es wäre unhöflich, nicht darauf einzugehen. Und so gewöhnt man sich mit der Zeit daran, selbst im Fahrstuhl ein paar Sätze auszutauschen.
Begrüßungen, wie wir sie nicht kennen
Eine Floskel, die uns in den USA auf Schritt und Tritt begegnet, ist „How are you?“. Sie kommt beim Betreten eines Geschäfts, in Hotels, Restaurants – einfach überall. Und nein, eine ehrliche Antwort erwartet hier niemand. „Fine, thanks. How are you?“ ist völlig ausreichend. Ich habe mir oft vorgestellt, wie das wohl bei uns in Deutschland ankommen würde, wenn man beim Betreten eines Bäckers fröhlich „Wie geht’s dir?“ ruft, wahrscheinlich würde man eher schief angeschaut. Genauso selbstverständlich wie das Begrüßen ist auch das Verabschieden, mit einem herzlichen „Have a nice day“ oder „Take care“ wird man fast überall verabschiedet. Letzteres heißt übrigens nicht, dass man sich in Gefahr befindet, es ist einfach nur ein freundlicher Abschiedsgruß. So herzlich wie oberflächlich, aber nie unhöflich.
Kleine Stolperfallen im amerikanischen Alltag
Natürlich sind es oft die kleinen sprachlichen Unterschiede, die zu witzigen oder auch peinlichen Momenten führen. So lernt man schnell, dass man in einem Hotel lieber nicht nach einem „free room“ fragt, denn das klingt, als wolle man ein Zimmer geschenkt haben. Besser ist es zu sagen: „I’m looking for a room. Do you have vacancy?“ – das wird verstanden. Auch das Wort „Toilet“ sollte man vermeiden, denn das klingt in amerikanischen Ohren schnell unfein. Stattdessen fragt man höflich nach dem „Restroom“, dem „Ladies’ Room“ oder dem „Men’s Room“. Und eine Überraschung noch obendrauf: In vielen amerikanischen Toiletten sucht man vergeblich nach einer WC-Bürste. Die Spülung erledigt dort einfach alles, auch wenn man manchmal lieber selbst nochmal nachbessern würde.
Ein echtes Missverständnis hatte ich einmal bei einer Einladung zu einer „Baby Shower“. Ich dachte zuerst, wir sollten zur Dusche kommen und überlegte tatsächlich, ob ich ein Handtuch einpacken muss. Dabei geht es bei dieser Feier darum, die werdende Mutter mit Geschenken zu überschütten, deshalb auch der Begriff „Shower“. Keine Dusche, sondern ein Geschenkeregen. Solche kulturellen Eigenheiten lernt man übrigens schnell – meist durch liebevoll gemeinte Verwirrung.
Nützliche Floskeln und Smalltalk in den USA – was man wissen sollte
Auch beim Essen oder Einkaufen gibt es einiges zu beachten. Im Restaurant sollte man zum Beispiel nicht einfach sagen „I want“ oder „I take“, sondern lieber „I would like to have“, das klingt höflicher und wird auch vom Servicepersonal ganz anders aufgenommen.
Wird man in einem Geschäft angesprochen mit „Can I help you?“, antwortet man freundlich mit „No, thanks. I’m just browsing.“ Das signalisiert, ich schaue mich nur um. Sagt man stattdessen „Just looking“, wirkt das schnell etwas ruppig.
Und dann ist da noch der Klassiker mit dem „Holiday“, denn in den USA bedeutet das nicht Urlaub, sondern Feiertag. Wer von seiner Reise erzählen möchte, sollte also besser „vacation“ sagen. Und wenn jemand „Thank you“ sagt, antwortet man mit „You’re welcome“. Das bedeutet in diesem Zusammenhang nicht „Herzlich willkommen“, sondern ist einfach eine freundliche Erwiderung auf ein Dankeschön. „Please“ dagegen benutzt man nur, wenn man jemanden um etwas bittet, nicht als Antwort auf „Danke“.
Wer sich noch mehr für typische Alltagssituationen interessiert, findet in meiner Kategorie Smalltalk & USA-Alltag viele weitere Geschichten aus dem echten Leben in Amerika – von charmanten Missverständnissen bis hin zu kulturellen Aha-Momenten.
Ohne Floskeln und Smalltalk geht es nicht
Am Ende unserer Reise haben wir festgestellt, dass man sich Floskeln und Smalltalk in den USA kaum entziehen kann, und das ist auch gut so. Sie machen das Miteinander leichter, schaffen Nähe auf Zeit und lassen jeden Einkauf oder Restaurantbesuch ein kleines bisschen persönlicher erscheinen. Natürlich bleibt vieles oberflächlich, aber das ist in den USA nicht negativ gemeint, es gehört einfach zum guten Ton. Wer sich darauf einlässt, erlebt ein herzliches Miteinander, das vielleicht nicht tief geht, aber stets freundlich ist. Und wenn man selbst mit einem „Have a nice day“ verabschiedet wird, freut man sich, ob man’s will oder nicht.
Entdecke mehr von My Travel Diary USA
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
Hi ihr zwei!
Das kann ich nur bestätigen. Bei meinem Aufenthalt in NYC war jeder begeistert, wenn man sagte man sei aus Germany! Und schwupps war man in einen Smalltalk verwickelt! Als ich dann noch bei meinem Abflug einen typischen I love NYC-Pulli trug, gabs kein Halten mehr! So schnell und so nett bin ich noch durch keine Flughafenkontrolle durchgekommen! Klasse!
Viel Spaß bei euren Reisen!
LG Silvi von http://www.mogroach.de
Hi, die meisten Amerikaner lieben die Deutschen und suches das Gespräch. Ganz viele erzählen von Vrewandten in Heidelberg, Köln oder München.
Sogar meine Masseurin in Thousend Oaks hatte eine Tante in Wiesbaden.
Liebe Grüße Sigrid
Cool, und ich komme auch aus Wiesbaden. Die Welt ist ein Dorf.
Da sieht man mal, wie klein die Welt doch ist.
Tolle Tipps und ich kann mich an viele witzige Situationen erinnern
Das ist wirklich ein spannender Beitrag, ich war leider noch nie in der USA.
LG Jasmin
Hallo,eine interessanter Post, wusste vieles von nicht, da hab ich mal wieder etwas gelernt. Danke für die Infos.
Liebe Grüße
Bo
Liebe Sigrid,
Als Flugbegleiterin war ich alle paar Tage in den USA und ich habe es so geliebt. Ja, die Menschen sind natürlich sehr oft oberflächlich und meinen nicht alles so wie sie es sagen … aber sie sind mir lieber als die Griesgrame, die so in Österreich unterwegs sind. ich finde das schön wenn man überall freundliche begrüßt wird und schnell ins Gespräch kommt.
Ich wünsche dir einen tollen Start ins Wochenende!
Liebe Grüße
Verena
Das ist mir auch schon aufgefallen, das gilt auch nicht nur für Amerika. Ich weiß noch in den Flitterwochen in Estland da gab es unsere Herbergsmama, die immer „You are welcome“ gesag hat, ich fand es trotz Floskel total herzerwärmend <3
Ich war zwar noch nie in den USA, habe aber schon mal gehört, dass Amerikaner auf „how are you?“ meistens keine ehrliche Antwort erwarten 😉 ein paar der Vokabeln wie „vacant“ kannte ich, aber es ist immer noch mal hilfreich, sie im Kontext zu lesen und zu wissen, worauf man achten sollte, um Unhöflichkeiten zu vermeiden.
Guter Post, hilft sicher vielen weiter, die noch nicht so gut englisch sprechen und vieles wörtlich übersetzen wollen! 🙂
Liebe Grüße
Janina
Awesome… ? Tatsächlich ein sehr beliebtes Wort in den USA. Wird wohl nie aussterben…
Floskeln und Smaltalk machen das Leben angenehmer. Lieber Floskeln und Smaltalk, als das Schweigen der Münsterländer. 😉
Von diesen Babypartys habe ich ja schon so viel gehört und gesehen und finde es oftmals übertrieben. Besonders die sehr merkwürdigen Spiele, die gespielt werden. Aber USA ist schon ein sehr interessantes Land. Leider ist mein Englisch nicht so perfekt, um ein Urlaub dort zu machen ^^.
Alles liebe
Mit der Sprache hast du dort kein Problem, ich kann auch nicht viel, aber man schafft das. Nach zwei Wochen bist du voll drin.
Eine Mitreisende erwiderte auf die Frage „How are you?“ mal „It goes“. Ich sag’s euch, das war awesome!
Hahahahah!
Liebe Sigrid, ich musste ein bisschen schmunzeln bei deinem Beitrag. Weil ich das alles auch erlebt habe. Ich war einige Zeit im Nachbarland Kanada (da merkt man eben, dass es ein Kontinent ist). Ich habe das alles auch so erlebt und zu hören bekommen. Anfangs habe ich mich selbst damals auch blamiert, weil ich auf „Thank you“ mit „Please“ geantwortet habe. Aber man lernt ja schnell dazu 🙂 Vielen Dank für diesen informativen Post.
Das stimmt, dass mit dem your welcom musste ich auch erst lernen.
Liebe Sigrid
Wir sind gerade in der USA und genau das habe ich mir auch schon mal überlegt….
muss ich antworten, wenn mich jemand, beim eintreten eines Geschäftes fragte, wie es mir geht!?
Ich antworte immer mit finde und frage zurück! ;oD
Danke Dir für den tollen Bericht!
Hab einen schönen Sonntag!
xoxo
Jacqueline
Ich wünsche euch noch viel Spaß in den USA! Liebe Grüße Sigrid
Finde Euren Artikel und so manche Kommentare amüsant. Doch so schnell werde ich nicht in die USA reisen können. Und bis dahin habe ich die Smalltalks Tipps wahrscheinlich wieder vergessen. Doch Ihr habt mir ein Lächeln auf meinen Mund gezaubert. Danke für die Aufheiterung.
Das freut uns sehr, schönen Sonntag noch.
Ah dein Beitrag erinnert mich so an meine Zeit in den USA! Das „How are you doing“ und „Nice to meet you“, vermiss ich auf Deutsch schon sehr!
Wieder mal ein sehr schöner Beitrag und ich hab ihn sehr gerne gelesen 🙂
Alles Liebe, Theresa
Ein sehr interessanter Blogpost! Einige Sachen habe ich tatsächlich nicht gewusst. 🙂
Liebe Grüße
Lisa
Danke für deinen Kommentar. Liebe Grüße
Liebe Sigrid,
super Beitrag – wie immer! Ich war bei meinen Aufenthalten immer fasziniert von der Freundlichkeit der Amerikaner. Es stimmt aber dass es sehr oberflächlich ist – dennoch ist mir das lieber als die missmutigen „Grantler“ in Wien, die ihren Mund gar nicht aufbekommen ;-).
Danke für den Beitrag und liebe Grüße
Verena
So geht es mir mit den deutschen Grantlern auch. Liebe Grüße Sigrid
Da hast du vollkommen Recht! In den USA wirken alle viel freundlicher und auch beim Autofahren wirken die Amis entspannter. Ich mag das Lebensgefühl dort und finde es persönlich schön mit einem ‚hi whats up‘ im Laden begrüßt werde ☺
Liebe Grüße Nadine
Das finde ich auch toll, hier bei uns sind alle solche Griesgrame. Liebe Grüße Sigrid
sehr interessanter Beitrag liebe Sigrid – und zudem auch sehr witzig 🙂
selber war ich noch nie in den USA, aber aus Erzählungen von Freunden, kann ich deine Eindrücke nur bestätigen. das wurde quasi genauso berichtet. schon komisch, dass es zwar so oberflächlich dort ist, aber dadurch auch harmonisch 😉
hab einen schönen Start ins Wochenende,
❤ Tina von http://liebewasist.com
Hi Sigrid,
lustig, dass du darüber schreibst. Gerade vorhin hatte ich erst ein Gespräch über Small-Talk in Deutschland. In letzter Zeit passiert es mir immer öfter, dass Leute, die ich erst ein oder zweimal gesehen habe, mich mit „Hallo, wie geht’s?“ begrüßt haben. Das scheint hierzulande wohl auch immer beliebter zu werden.
LG Melli
Hallo Moin,
Sehr interessanter Bericht. Das erinnert mich an Dänemark. Dort wird sich auch ständig bedankt, gegrüßt und geduzt. Betritt man z.b. einen Raum in dem gegessen wird, sagt ein jeder „velbekomme”. Geht man auseinander „tak for i dag”. Und so weiter. Ich find das ? toll.
Viele Grüße Steffen
Hallöchen,
toller Beitrag! Ich wusste gar nicht, dass das so extrem bei den Amerikanern ist 😀
Liebst Linni
http://www.linnisleben.de
Einiges kannte ich bereits, obwohl ich noch nie in den USA unterwegs war. Anderes wusste ich wiederum nicht.
Ich weiß schon weshalb ich eigentlich keinen Smalltalk mag. Ich finde ihn eher sehr anstrengend, so dass die Amerikaner wahrscheinlich nicht wirklich etwas für mich wären. Nicht zu verwechseln mit Freundlichkeit. Ein Bitte, Danke und schönen Tag wünschen im Supermarkt finde ich gehört einfach zum guten Ton dabei, nicht nur in den USA.
Danke Sigrid – ich finde es immer gut solche Floskeln von Insidern zu erfahren, denn das kann man in kaum einem Sprachkurs lernen. So fühlt man sich gleich zugehörig. Der Mann meiner Cousine kommt ja auch aus den USA – ich habe ihn gerade regelrecht reden gehört 😉
Awesome … like your Post 😉 Kenne das nur zu gut von unserem Urlaub! Oberflächlich freundlich, aber meist nichts dahinter, aber irgendwie auch ganz nett, ganz im Gegensatz zu den Scheuklappen die in Wien alle haben.
Ganz liebe Grüße,
Marjorie
Bei uns in Deutschland ist es leider auch nicht anders.
Liebe Grüße
Sigrid